Alt-F4 #30 – Die nauvisianische Perspektive: Zisteau 02.04.2021
übersetzt von EDLEXUS, lektoriert von dexteritas
Inhaltsverzeichnis
Auf dem Weg in den Zahlenbereich, welcher mit drei beginnt hat stringweasel in Ausgabe #30 ein einigermaßen neues Format für Alt-F4: ein Interview. Er sprach mit dem berühmten YouTuber Zisteau über seine Perspektive bezüglich verschiedener Themen zu unserem Spiel.
Die nauvisianische Perspektive: Zisteau stringweasel
Es gibt viele bekannte Namen, die einem in den Kopf kommen, wenn man an Factorio denkt. Großartige Spieler, die über die Jahre hinweg grandiosen Content erstellt haben und so viele neue Spieler zu Factorio gebracht haben. Ein guter Weg, diese Leute zu ehren, ist über ein Interview, und so möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um mit einigen meiner Lieblingsspieler zu reden. Deswegen beginnen wir heute eine neue Serie an Artikeln (hoffentlich): Die nauvisianische Perspektive. Beginnen möchte ich mit jemandem, der in den letzten Jahren viel dazu beigetragen hat, Factorio zu dem zu machen, was es heute ist: Der YouTuber Zisteau. Ich habe ihn angefragt, ob er einige Fragen beantworten würde, worauf er antwortete „Na klar“.
Also, wer ist Zisteau? In der schlecht automatisierbaren realen Welt ist er eher als Tyler bekannt und ist seit 2011 Vollzeit-Content-Creator mit aktuell etwa 350.000 Abonnenten auf YouTube. Wenn er online ist, tritt er als Zisteau auf, eine Kombination aus jacuzzi (zu Deutsch: „Whirlpool“) und Jacques Cousteau. Er hat über die Jahre viele Spiele gespielt, aber sein größter Erfolg hing mit seiner Beteiligung an den Minecraft Mindcrack-Servern, wo er aufgrund seiner groß angelegten Pranks gefürchtet war. Seine Inhalte auf YouTube sind im Regelfall aufwändige und stark geschnittene Videos zu groß angelegten Megaprojekten, verbunden mit einem entspannten Sinn für Humor und einer gesunden Portion Spaß. Es ist nicht selten, dass in einem Video schnell dutzende Stunden Arbeit zusammengefasst werden, nur damit man sich dann den Rest des Videos locker über ein Meme unterhalten kann.
Im November 2014 veröffentlichte er sein erstes Factoriovideo auf YouTube, nachdem er bereits etwa 70 Stunden offline gespielt hat. Auf die Frage, wo er zuerst von Factorio gehört hat, antwortete er: „Ich habe Factorio im Stream meines Freundes Sevadus auf Twitch irgendwann in 2014 gesehen, und es mir kurz danach selbst gekauft“. Seitdem hat er regelmäßig Factorio gespielt, und sich dabei auf die verschiedensten Projekte und Modpacks konzentriert. Er hat viel mehr Zeit als der durchschnittliche Spieler in Factorio investiert, gesamt annähernd 2.700 Stunden. Wie die meisten von euch wissen, auch nach hunderten Stunden kann man sich immer noch wie ein Anfänger fühlen. Zisteau meint auf Nachfrage, er fühlte sich erst ab etwa 2.000 Stunden wie ein professioneller Factorio-Spieler, aber dazu später mehr.
Über die Jahre hat er großartigen Factorio-Content produziert, immer in aufwändigen Videos, in denen Stunden Spielzeit und Grinding in kurze und spannende Videos zusammengeschnitten wurden. Die Serie, die mich zuerst begeisterte war Factorio Meiosis (welche jetzt in die inoffizielle Hall of Fame aufgenommen wurde). Meiosis (Meiose) meint Zellteilung, worauf auch in der Videobeschreibung eingegangen wird „Es simuliert die Synthese von ADP zu ATP, in der Form von Horden kleiner Bastarde, die den Geschmack deiner Angst mögen“ und so erklärt, wie er versucht, seine modulare Basis zu planen.
Du wirst seinen Namen aber vermutlich eher aus einem anderen Zusammenhang kennen, aus seiner Lieblingsserie. Die Serie, die dazu führte, dass er sich zum ersten Mal wie ein professioneller Factorio-Spieler fühlte: „Ich glaube, ich wurde zu einem professionellem Factorio-Spieler, nachdem ich meine 5k SPM Basis Recursion Recursion fertiggestellt habe“. Diese fabelhafte Basis begann mit seiner vorherigen Recursion Reihe, und dann zwei Jahre später hatte er endlich die gesamte Basis in ein einziges Factorissimo-Gebäude komprimiert. Die gesamte Produktion fand innerhalb des Hauptgebäudes statt, welches rekursiv selbst mehrere Factorissimo-Gebäude beinhaltete. Die gesamte Schmelze, alle Raffinerien und Verarbeitungen, selbst Atomstrom, war in diesen Gebäuden verortet. Nur Rohmaterialien wurden von außen importiert. Trotzdem vergaß Zisteau nicht die Ästhetik, welches unter anderem die Rainbow Roads beinhaltete, welche viele andere schöne Bauten inspirierte, wie The Beehive von Valkhiya. Diese Rekursive Rekursion war ein wirkliches Kunstwerk, und ist wahrscheinlich die größte Fabrik, die jemals in ein einzelne Factorissimogebäude gebaut wurde.
Zisteau verbrachte auch viel Zeit in einem anderen Fabrikbau-Spiel (welches vielleicht / vielleicht auch nicht von Factorio inspiriert wurde) namens Satisfactory. Hier fand er eine neue Methode, um große Strukturen in wenigen Minuten zu errichten, eine Technik, die nur wenige kannten und die ihm half, große Projekte umzusetzen. Neugierig fragte ich ihn, welches der beiden Spiele, Satisfactory oder Factorio, er bevorzugte. Er antwortete: „Ich glaube nicht, dass ich ein Lieblingsspiel auswählen kann, da Satisfactory noch früh in der Entwicklung ist. Ich denke nicht das Satisfactory die selbe Langlebigkeit wie Factorio haben wird, wenn die Entwickler keine Möglichkeit hinzufügen, Produktion hochzuskalieren und das errichten großer Anlagen zu vereinfachen“.
Und wie wir alle wissen, gibt es große Unterschiede zwischen der Grafik eines Spiels und wie gut es sich spielt. Manchmal haben wunderschön aussehende Spiele mangelhaften Spielinhalt und Spiele mit sehr einfacher Grafik führen zu hunderten Stunden Spielspaß. Ein Beispiel dafür ist das legendäre Dwarf Fortress, welches er zufälliger Weise auch vor langer Zeit spielte. Ich präzisierte meine Frage, welches Spiel er im Hinblick aufs Bauen und die Automatisierung bevorzugt. Er meinte: „Abgesehen davon, das beide Spiele Förderbänder haben, sind sie sehr unterschiedlich. Satisfactory ist insgesamt ein simpleres Spiel, aber durch die zusätzliche Dimension, die es in Factorio nicht gibt, gibt es in Satisfactory den Anteil eines 3D-Puzzels und räumlicher Vorstellung, der so in Factorio fehlt. Es ist definitiv kinematischer, einen massiven Wolkenkrazer an Klippen und Canyons als Fabrik zu haben, aber ich denke nicht, dass es an das Gefühl von Größe und Aktivität in Factorio herankommt“.
Bis jetzt scheint es, als hätte Zisteau Spaß an seiner Zeit in Factorio. Aber wie mit jedem anderen Spiel auch ist es Möglich, Probleme mit einem Spiel zu haben, auch nachdem man tausende Stunden drin versenkt. Auf die Frage nach seinem größten Problem mit Factorio antwortete er: „Ich habe kein großes Problem mit Factorio. Das einzige was ich mir wünschen würde wären mehr verschiedene Aliens“. Zisteau hat viel Zeit damit verbracht, seine Außengrenzen in Beißerinfizierte Gebiete in einer Deathworld auszudehnen, und so scheint es, als wäre er bereit für eine größere Herausforderung. Diese Idee kam auch wieder auf, als ich ihn nach Wünschen für die angekündigte Factorio-Erweiterung fragte, wo er antwortete: „Mehr Aliens. Bio-Tech. Raumschiffe. Unterirdische Flächen“.
Zisteau war ein Teil von Factorio, fast von Beginn an. Er war schon dabei, als DaveMcW seine ikonische eine Raketenverteidigung pro Minute-Fabrik baute, vor fünf Jahren. Mein Lieblingsweg, wie Zisteau das Spiel beeinflusst hat, ist wie er einen der Entwickler, Klonan, dazu bewegt hat, Factorio zu spielen. Zisteau`s Meinung dazu: “I was not aware of that. That is pretty cool.” (“Das war mir nicht bewusst, ist aber ziemlich cool”). Das ist vermutlich der Grund, warum die Videobeschreibung dieser Serie, welche Klonan zum spielen inspiriert hat, jetzt als Zitat auf der offiziellen Factorio Internetseite zu finden ist.
Factorio ist ein super duper geiles Spiel, in dem wir Fließbänder nutzen um Aliens abzuschießen
Factorio is a super duper awesome game where we use conveyor belts to shoot aliens.
— Zisteau, YouTuber, Factorio Website
Zum Ende dieses Interviews hatte ich noch eine ernsthafte Frage an Zisteau. Wer ist der echte Glatzkopf auf YouTube? Er, also Zisteau oder SethEverman, der sich selbst als Glatzkopf ausgerufen hat. Ohne Nachzudenken antwortete er: „Ich habe gerade mal die weltweiten Statistiken geprüft, es scheint so, als gäbe es mindestens zwei Glatzköpfe auf dem Planeten Erde“. Ich konnte schon fast das lässige Schmunzeln auf seinen Lippen sehen.
Und damit endet auch das Interview und ich hoffe euch hat dieser kleine Einblick in die Zeit eines YouTubers mit Factorio gefallen. Er war ein großartiger Einfluss für diese Community und wird es hoffentlich auch in Zukunft weiter sein! Um mit Zisteau´s Worten zu enden: “See you next time, and bah-buy!”
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